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Was ist besser bei Rheuma – Übergewicht oder Gewichtsverlust?

    Hast du dir schon Gedanken über dein Gewicht gemacht: Zu viel? Zu wenig? Genau richtig? Wusstest du, dass dein Gewicht tatsächlich die Entzündung beeinflusst?  Wie viel Körpergewicht ist ideal bei Rheuma – Übergewicht oder Gewichtsverlust? Was meinst du?

    Musst du wegen der Rheuma-Entzündung Kortison nehmen, wandelt dieses Medikament dich gerne in eine gute Essensverwerterin um. Kortison richtet den Stoffwechsel aufs Fettanlegen aus. Die Muskeln – unser Fettverbrennungsofen – werden dünner.  Umso wichtiger wird es, über die Lebensmittel nachzudenken, die du isst. Sie sollen dir schmecken, keine unnötigen Pfunde ansetzen und idealerweise das Immunsystem ankurbeln, um Entzündungen einzudämmen. Ungünstig ist Zucker. Schauen wir uns diesen Zucker genauer an. 

    Zucker fördert Entzündungsreaktionen 

     Du kennst Zucker als Weißzucker, in Süßigkeiten und Softdrinks. Auch Fruchtsäfte und Lebensmittel, in denen du auf den ersten Blick keinen Zucker vermutest. Ketchup ist dafür das berühmteste Beispiel. Fructose, Maltose, Maltodextran und Stärke sind in vielen Lebensmitteln enthalten und gehören im Stoffwechsel in die gleiche Kategorie. 

    Was unseren Vorfahren zum Überleben in den Hungerzeiten verhalf, wird dem modernen Menschen zum Verhängnis. Das Überangebot an Essen speichert der Körper in Form von Fettgewebe. Darin laufen viele Entzündungsreaktionen ab, die das Rheumafeuer nicht zum Stillstand kommen lassen. Es gibt viele Hinweise, dass Medikamente gegen Rheuma – Basistherapien – bei starkem Übergewicht schlechter wirken. Lässt du deine Muskeln arbeiten, senken sie langfristig nicht nur dein Körpergewicht, sondern auch die Menge der Entzündungs-Botenstoffe im Körper. 

    Was passiert im Körper durch Zucker und zu viel Fett?

    Wenn deine Waage zu viel – viel zu viel? – zeigt, möchte ich mit dir Erkenntnisse aus der modernen Forschung teilen. Die Rheumaentzündung fühlt sich in einem Körper wohl, der zu viele Pfunde auf die Waage bringt. Wie das kommt, konnten die Wissenschaftler der so genannten Grundlagenforschung entschlüsseln.

    Fettzellen sind nämlich richtige Entzündungsmotoren. Sie produzieren fleißig und schicken viele Botenstoffe auf den Weg. Diese Botenstoffe namens  Adipokine wirken auf verschiedenen Wegen. 

    Zu viel Zucker macht krank

    Zum Beispiel wird der Zuckerstoffwechsel in die schädliche Richtung gelenkt, Richtung Diabetes Typ 2. Bei dieser Krankheit ist die Blutbahn mit Zucker überflutet. Der Zucker selbst kommt nicht in die Körperzellen hinein und verursacht so seine schädliche Wirkung: an den Nieren, Augen, Nerven, Blutadern, im Gehirn. Es gibt Erkenntnisse, dass unser Gedächtnisspeicher – Amygdala (Mandelkern) – besonders für zu viel Zucker anfällig ist. Wie du schon hier ahnen kannst, ist es ein sehr ungünstiger Schritt, der sich in Richtung Demenz bewegt. Zudem sind Menschen mit langjährigem Diabetes Typ 2 anfälliger für Infekte und erkranken häufiger an Krebs. 

    Zucker und seine Folgeschäden im Körper

    Aber auch der Darm, das Herz-Kreislauf-System, die Bronchien, das Gehirn und das Immunsystem bekommen negative Impulse aus den zu vielen Fettzellen. Sie sind gezwungen, in ihrer Arbeit einen Gang herunterzuschalten. Dadurch sammeln sich in den Zellen Abfallprodukte an, die eine chronische Entzündung verursachen. 

    Für das Gehirn kann das am Ende eine mögliche Demenz bedeuten. Für das Herz einen Herzinfarkt. Für die Bronchien eine Enge: Frauen mit starkem Übergewicht leiden häufiger an Asthma. Für das Immunsystem eine Autoimmunerkrankung. Die Gelenke haben einen vorzeitigen Verschleiß (=Arthrose, im Englischen „osteoarthritis“ genannt). Besonders die Gelenke, die viel Last tragen, sind auf die Dauer gebeutelt: kleine Gelenke der Wirbelsäule, Hüften, Knie und die Füße. 

    Bewegung hilft bei Rheuma

    Keine Panik: Unser Wunderwerk Körper hat die Gegenmittel gleich mitgeliefert. Im Kapitel “Rheuma und Bewegung” kannst du detailliert weiterlesen.  Es ist faszinierend! Lässt du deine Muskeln länger als 30 Minuten arbeiten, werden im Körper bestimmte Botenstoffe freigesetzt. Dabei muss dein Puls hochkommen und die Atmung knapper werden. Es muss also etwas anstrengend sein. Wie findest du das richtige Maß? Die Zauberformel lautet: Du solltest dabei noch sprechen, aber nicht mehr singen können! Dann ist die Belastung richtig und dein Entzündungs-Vernichtungsmotor läuft an. Die besagten Botenstoffe – genannt Myokine – werden beim Sport in der Muskulatur (myos = Muskel) produziert. Sie vernichten wiederum die Botenstoffe, die deine Rheuma-Entzündung befeuern.

    Die modernen Medikamente – Biologika – funktionieren im Immunsystem auf dem gleichen Weg. Sie blockieren gezielt die gleichen Botenstoffe der Entzündung. Beispiele sind Biologika gegen Tumor-Nekrose-Faktoren (=TNF) oder Interleukine (=IL). Myokine sind Zauberbotenstoffe, die all das Negative wieder wettmachen. Sie entstehen bei der Muskelarbeit.

    Es gibt da etwas, was dich in deiner Einstellung definitiv zum Positiven bewegen wird. Bewegung IST unser Medikament gegen das entzündliche Rheuma. Ohne Nebenwirkungen. Vielleicht mit etwas Muskelkater, wenn du ungewöhnliche Sportarten machst oder frisch anfängst (Mein Mann betont gerne, das sei eine Muskelkatze, weil sie zickiger ist – aber das ist eine andere Geschichte). 

    Rheuma und Untergewicht

    Ist das Rheuma ein jahrzehntelanger Begleiter, schlägt das Gewicht oft ins Gegenteil um. Der Mensch wiegt zu wenig: Die Entzündung zerrt an den Reserven. Die Muskeln schwinden. Daher ist ein Untergewicht im höheren Alter ungünstig. Oft ist es mit dem Muskelschwund und der Osteoporose verbunden. Diese läuten ein Leben ein, das sich in Knochenbrüchen, Schwinden der Freude an Aktivitäten – wegen der Angst vor Stürzen – und dem Verlust der Selbstbestimmtheit zeigt. Mit jedem Knochenbruch infolge einer Osteoporose büßt der Mensch einen Teil seiner Lebensfreude und seinen Bewegungsradius ein. Im schlimmsten Fall ist er oder sie so auf fremde Hilfe angewiesen, dass eine Pflege nötig ist. Wenn du jetzt denkst:  “Ach ja, das kenne ich von meiner Großmutter”, will ich dir ans Herz legen: Bei Frauen beobachten wir solche Brüche vermehrt ab dem 50. Lebensjahr, wenn weibliche Hormone nachlassen. Eine Frau verliert nach dem Beginn der Wechseljahre bis zum Lebensende etwa 40% ihrer Muskeln. Bei entzündlichem Rheuma sogar früher, da die Entzündung selbst und das Kortison die Knochen- und Muskelmasse schwinden lassen. Ein Teil der Müdigkeit hat mit zu wenig Muskeln zu tun und mit dem Trainingsmangel. 

    Große Bitte von mir an dich: Bitte füttere deine Eiweiß-Spardose, deine Muskeln! Jeden Tag aufs Neue. Es ist nie zu spät, mit dem Muskelaufbau anzufangen. Was es braucht, ist die Regelmäßigkeit und ein ganzheitliches Training: Ausdauer, Kraft, Koordination und Elastizität. Mindestens jeden zweiten Tag. Am besten täglich. Nicht jede von uns ist von Natur aus ein Bewegungsfan. Wie beim Zähneputzen und Duschen: Diese halten auch nicht lange. Umso schöner ist das Ergebnis, wenn du es täglich tust. Übrigens, mit jeder Portion Bewegung hältst du deine Gehirnzellen fit und vermeidest so eine Demenz – aus meiner Sicht eine gute Motivation!

    Dein Körpergewicht ist bei Rheuma wichtig

    Ein starkes Übergewicht bedeutet eine große Entzündungsfabrik: Die Fettzellen sind ein aktives Gewebe, das sich gerne am Aufrechterhalten der Entzündung beteiligt. Nicht nur Gelenke leiden darunter, sondern auch der Darm, das Herz-Kreislauf-System, die Bronchien und das Gehirn.

    Ein Untergewicht kommt bei Rheuma, besonders nach langjährigem Verlauf, nicht selten vor. Es entsteht, weil die Muskulatur schwindet. Das wiederum macht anfällig für Stürze und Knochenbrüche. 

    Also sei nett zu dir und deinem Körper: Kümmere dich bitte um ihn. Füttere deine Eiweiß-Spardose, um nicht nur ein langes, sondern ein gutes Leben zu haben.